Die heutige 11. Etappe führte über 76,9 Kilometer von Mülheim-Kärlich nach Bingen. Details für Interessierte – wie immer – wenn ihr dem Link folgt:
Strecke: Mülheim-Kärlich – Bingen
Heute Abend gibt es leider keine Bilder von der Etappe, weil die Mobilverbindung im schönen Rheintal, nun ja, sagen wir, stark verbesserungswürdig ist. Die Bilder werden morgen nachgeliefert. Dafür gibt es heute aber einen ausführlichen Bericht von Axel.
Axel schreibt:
Heute standen 78 Kilometer auf dem Plan. Und noch dazu war es ein Heimspiel, weil das Etappenziel ja in Bingen, also quasi vor unserer Haustür lag. Dass Gerlinde im Vorfeld da einiges ausheckt hat, war ja klar.
Was dann aber kam, war überwältigend.
Heute früh ging es mir nicht gut und ich wurde sehr schnell abgehängt und war wieder alleine unterwegs. Das Wetter war toll und die Strecke am Rhein entlang recht kurzweilig. Trotzdem habe ich die Füße nicht hoch bekommen und habe wieder angefangen zu zweifeln, ob ich den Erwartungen gerecht werden kann.
Ich war soweit, dass ich einen Hermes-Paketboten fragen wollte, ob er mich mit nach Bingen nimmt. Vor meinen geistigen Auge habe ich mich heimfahren sehen. Und dann kam die Wende in Form eines kleinen grünen Männchens. Uli Beyer hat am VP 4 auf mich gewartet, um mit mir weiter zu laufen.
Uli ist, trotz seines Alters, noch Laufanfänger und bewundert vieles, was ich so mache. Heute aber hat Uli mich über Wasser gehalten und das Finish ermöglicht. Danke Uli, das vergessen wir nicht.
Ein paar Kilometer weiter ist eine weitere Unterstützung aus dem Busch gehopst. Auch Meli Reichardt hat sich die Zeit genommen, um ein Stückchen mit mir zu laufen.
Auf der Strecke kam mir dann wieder mein Bruder mit dem Rad entgegen und hat Getränke und Wassereis für die Läufer gebracht. Wir sind dann zu VP 5 gelaufen und was hier los war, war der Hammer. Neben toller Verpflegung, Obst, Kuchen, kalten Getränke und Wassereis waren da ganz viele liebe Menschen, die mich offensichtlich mögen und sich für das interessieren, was ich da gerade mache.
Speziellen Dank an meine Schwester Ulla und die Läufer von www.nahelauf.de.
Ab VP 5 haben sich dann noch Ralf Scherer und Thomas Mikolajewski zu uns gesellt. Ich kam mir schon vor wie Forrest Gump, als plötzlich auch Diana Jänicke-Speh, Sigrun und Mario Lorenz, und Marina und Volker Bohr dazugestoßen sind.
So angespornt bin ich deutlich schneller gelaufen als ich wollte und sollte. Im Ziel dann aber ein weiterer Höhepunkt. Es hatten sich sicher 20 Freunde, Nachbarn und auch meine Schwester Ingrid mit ihrem Mann Erhard im Ziel versammelt, um mich zu begrüßen. Ich war total von der Rolle und konnte gar nichts sagen.
Ich habe das vorhin auf die körperliche Erschöpfung geschoben, aber wenn ich ehrlich bin, war es natürlich die emotionale Anspannung, die von mir abgefallen ist. Ich habe in den letzten beiden Jahren fast alles diesem Projekt untergeordnet und mehr als einer der heute da war, hätte Grund (manche auch Anlass) auf mich sauer zu sein. Und was machen die alle? Kommen alle nach Bingen und feiern mich wie einen Superstar. Oder vielleicht freuen sie sich einfach mit ihrem Freund und Bruder Axel, auch wenn er schwierig und manchmal unausstehlich ist.
Mein allerbestes Patenkind hat mir dann noch mein Lieblingsessen serviert: Kartoffeln mit Quark und dazu einen Salat. Außerdem hatte Gerlinde heute fachkundige Unterstützung. Zum VP 1 Punkt wurde sie von Sibylle Plötz geführt und dort hat Oli Michaelis sofort mit angepackt – Läufer eben.
Abends im Ziel haben dann Ilka Zimmermann und Doro Kückels – beides erfahrene Physiotherapeutinnen – die Läufer massiert und das ein oder andere Wehwehchen behandelt.
So. Jetzt sitze ich hier. Nach einem viel zu schnellen Lauf, zu einer viel zu späten Uhrzeit und denke. Ich denke nicht über den morgigen Tag nach, sondern über den heutigen. Ich kann mich oft selbst nicht leiden und finde manches an mir furchtbar. Manches finde ich auch klasse, aber ich gehe schon sehr oft, sehr hart mit mir ins Gericht. Und wenn dabei nicht rauskommt, was mir passt, ist die Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten. Jetzt gerade denke ich: wenn mich so viele Menschen wie heute mögen, könnte ich mich ja auch mögen wie ich bin. Ohne Allüren und viel Gehabe.
Ich hoffe, das ist heute nicht zu schwülstig. Geniesst das Leben und lasst andere daran teilhaben. Das ist die Überschrift für meine heutige Lektion. Morgen mehr.
Axel Nentwig
War super mit dir zu laufen und zum Schluss war ich ganz schön platt von der Hitze 🙂 Respekt was du da machst und wünsche dir weiter viel Glück bis zu Zugspitze. „Lauf Forest, Lauf !!!!!“